Ben Ernst erkämpft sich den Titel des Vizeweltmeisters
Der Weltmeistertitel im Speedway der 250ccm Klasse wird in einer Zweitagesveranstaltung vergeben, die in diesem Jahr im dänischen Holstebro stattfinden sollte. Am Sonnabend standen die Semifinals an. Insgesamt nahmen 32 Vertreter ihrer Nationen diese Chance wahr. Da die Wettervorhersage für den späten Nachmittag starke Regenfälle prognostizierte, wurde nach einem verkürzten Training gleich am Vormittag mit dem ersten Halbfinale begonnen. In diesem sicherte sich Erik Bachhuber aus Deutschland den dritten Platz und zog damit problemlos in die Endrunde ein.
Schnell wechselten im Fahrerlager die Boxen ihren Besitzer. Während die Teilnehmer des ersten Halbfinals ausräumten, drängten schon die nächsten Fahrer, unter ihnen der Titelverteidiger Ben Ernst, mit ihrem Equipment, um sich auf ihren Qualifikationslauf vorbereiten zu können. Der Güstrower Junior musste sich gleich in seinem ersten Lauf an einem Konkurrenten vorbeiarbeiten. Dabei zeigte er ein überlegtes Überholmanöver, das er mehrere Runden lang vorbereitete. In den weiteren Läufen konnte er bereits am Start die Grundlage für seine Siege legen. Ohne Punktverlust gewann er sein Halbfinale und stand damit als Mitfavorit im Finalrennen.
In der Nacht zum Sonntag regnete es heftig und so präsentierte sich die Bahn in einem vollkommen anderen Zustand. Der Veranstalter arbeitete intensiv daran, die Verhältnisse zu verbessern. Immer wieder wurde der Start des für 14 Uhr vorgesehenen Rennens verschoben. Gegen 16 Uhr fiel dann eine überraschende Entscheidung. Die Austragung des Rennens wurde in das gut 100 Kilometer südlich gelegene Holsted verlegt, der Start sollte um 20 Uhr erfolgen. Daraufhin machte sich der gesamte Tross auf den Weg.
Der Speedwayclub Holsted telefonierte seine Funktionäre und Helfer zusammen und schaffte es tatsächlich, nicht nur ein Rennen auszurichten, sondern ein WM-würdiger Gastgeber zu sein. Es fehlte tatsächlich an nichts und so konnte pünktlich um 20 Uhr der erste Start zum WM Finale erfolgen. Vorher wurden die Aktiven den vielen anwesenden Zuschauern, die entweder aus Holstebro mitgereist oder es in der Umgebung mitbekommen hatten, präsentiert.
„Die Verlegung des Rennens und der Umzug nach Holsted war für mich sicher kein Nachteil. Ich habe diese ganze Aufregung ohne Probleme weggesteckt und mich vollkommen auf mein Rennen konzentriert“, sagte Ben Ernst nach der Veranstaltung. Und tatsächlich siegte er gleich in seinem ersten Lauf souverän. Beim zweiten Auftritt kam er vom gelben Startplatz nicht gut weg, konnte sich noch auf den zweiten Platz nach vorn arbeiten, aber der führende Däne Jesper Knudsen war schon zu weit enteilt. Den dritten und vierten Lauf gewann der junge Deutsche wiederum und befand sich damit bereits unter den besten Acht, die in zwei Halbfinals und einem entscheidenden Endlauf den Titelträger unter sich ausmachen.
In seinem letzten Lauf blieb Ben am Start stehen. Ein kapitaler Motorschaden verhinderte das weitere Punktesammeln. „Der Motor hat mich in dem Moment gar nicht beschäftigt. Ich habe nur gleich gewusst, dass ich nicht zuerst den Startplatz wählen kann“ sagte Ben zu diesem Ereignis. In seinem Semifinale musste er vom dritten Startplatz das Rennen aufnehmen. Da nur die beiden besten weiterkommen, hätte es hier schon vorbei sein können, aber Ben kämpfte sich nach vorn und gewann diesen Lauf sogar.
Im entscheidenden Finale ging er vom zweiten Startplatz ins Rennen. In der ersten Kurve musste er sich zunächst mit seinen Konkurrenten auseinandersetzten. Von außen kam Jesper Knudsen, der seine Bahnkenntnis voll ausspielte und auf der griffiger werden äußeren Linie in Führung gehen konnte. Diese gab er nicht mehr her, auch wenn Ben Ernst noch sehr nah an ihn herankam. Gleich nach dem Rennen analysierte der Vizeweltmeister, der sich gemeinsam mit seinem Team sehr über diesen Erfolg freute, den Verlauf dieser vier Runden. “Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich früher nach außen gezogenen wäre“. Aber das schmälert seine Leistung in keiner Weise. Unter dem Druck des Titelverteidigers sich so souverän ins Finale zu kämpfen, mit der Verlegung des Rennens und dem wie im letzten Jahr auftretenden Motorschaden, gelassen umzugehen, zeigt die Qualität des Güstrower Juniors, der nun bald nur noch in der 500er Klasse an den Start gehen wird.
(Text: Gunnar Mörke | Foto: Bernd Quaschning)
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