Der MC Güstrow und die besten Junioren trotzten dem Wetter
Der Finallauf der zweiten Runde der U21 Weltmeisterschaft in Güstrow wird wohl noch lange für Gesprächsstoff sorgen, denn was die vier Junioren in diesem Heat zeigten, war nicht nur mehr als sehenswert, sondern auch überaus spannend. Lange brauchte der Schiedsrichter, um eine Entscheidung über die Reihenfolge des Zieleinlaufs zu fällen. Glücklicherweise hatte er Fernsehbilder zur Verfügung. Klar war der Sieg des Polen Bartosz Smektala und der vierte Platz seines Landsmanns Kacper Woryna, aber Robert Lambert (Großbritannien) und Brady Kurtz (Australien) fuhren auf gleicher Höhe nebeneinander über die Linie. Die Entscheidung fiel nach einigen Minuten des Wartens für den Briten aus und so wurden Smektala, Lambert und Kurtz anschließend auf dem großen Siegerpodest im Innenraum des Güstrower Stadions mit den Pokalen für diesen WM Lauf geehrt.
Vorher gab es allerdings wohl nicht wenige, die im Laufe des Tages daran gezweifelt hatten, dass an diesem grauen und verregneten Freitag überhaupt Speedway in Güstrow gefahren werden könnte. Ruhe strahlten dagegen die Verantwortlichen des Vereins aus, denn sie wissen um die Qualitäten ihrer Bahn. Vorausschauend hatte die Crew um den 2. Vorsitzenden Thomas Koch das Oval mit Planen abgedeckt.
„Ich bin sehr froh, dass wir das ganze Rennen durchziehen konnten, auch wenn ich mir für die Zuschauer, die die neue Tribüne gut angenommen haben, gewünscht hätte, dass sie die Fähigkeiten der ‚jungen Wilden‘ auf einer trockenen Bahn erleben können. Aber vor allem bedanke ich mich bei allen Helfern in unserem Verein, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, diese Veranstaltung unter den Bedingungen durchzuführen“, sagte Thomas Koch nach dem Rennen.
Schon vorher hatte die internationale Jury bei ihrer ersten Sitzung entschieden, auf das Training zu verzichten und so wurden die Planen erst 30 Minuten vor dem Start wieder entfernt. Sicher hätten die 2000 Zuschauer, die sich hauptsächlich unter dem neuen Dach auf der Tribüne versammelten, auch die geplante stimmungsvolle Fahrerpräsentation verdient, aber es wurde auf allen Rahmen verzichtet und dann ging es tatsächlich kurz nach 20 Uhr mit dem ersten Lauf los. Die Bahn war zweifelsohne nicht einfach zu fahren und verlangte den jungen Aktiven einiges ab. Aber die meisten der schon sehr erfahrenen Piloten kamen damit zurecht und sicherlich hatten die Aktiven mit Erfahrung auf diesem Oval einen gewissen Vorteil. Der Australier Brady Kurtz, Sieger der Güstrow Junior Challenge von 2016, zeigte mit schnellen Starts und geschickter Linienwahl, wie man auf dieser Bahn fährt und führte mit nur einem abgegebenen Punkt nach 20 Läufen. Titelverteidiger Max Fricke, ebenfalls aus Australien, folgte dahinter mit 13 Punkten. Er hatte eine Woche vorher noch ein Training auf der Bahn absolviert, um sich mit den Besonderheiten vertraut zu machen. Dass die polnischen Junioren über enorm viel Können verfügen, bewiesen sie auch in diesem Rennen. Der WM Führende Maksym Drabik, Kacper Woryna und Bartosz Smektala zogen auch in die Semifinals ein. Robert Lambert, den eine besondere persönliche Beziehung mit Güstrow verbindet, fand nicht leicht in dieses Rennen, aber als die Bahn besser wurde und er außen Griff fand, konnte er mit seiner Kenntnis der Verhältnisse genug Punkte für das Weiterkommen einsammeln.
Den Start zum ersten Semifinale gewann Kacper Woryna, Maksym Drabik schob sich in der ersten Kurve innen an Brady Kurtz vorbei, aber der Australier konterte in der zweiten Kurve und beim erneuten Angriff schlug Drabik auf der Start-und-Ziel-Geraden gegen die Bande und überschlug sich anschließend. Mit Verdacht auf eine Schlüsselbeinverletzung wurde er zur Untersuchung ins Krankenhaus gefahren.
Auch im zweiten Semifinale endete der Traum für einen der Favoriten. Max Fricke hatte in der zweiten Kurve einen Aufsteiger und stürzte in die Airfence.
So kam es zur Zusammensetzung des entscheidenden Finals, in dem sich zunächst Kurtz, Lambert und Semktala in der Führung abwechselten, bevor sich der Pole etwas von der Konkurrenz absetzen konnte.
Genauso froh, wie die Verantwortlichen im Verein waren auch die Organisatoren von One Sport und die Mitglieder der Jury über die vollständige Ausrichtung des Rennens. Die vorausschauende und kompetente Vorgehensweise des MC Güstrow wurde dabei insbesondere hervorgehoben, weil nur dadurch das Rennen ermöglicht wurde. „Diese Bahn braucht drehende Räder“, sagte der allen internationalen Events aktive Speedwayfotograf Jarek Pabijan nach dem Rennen. „Ich muss zugeben, dass ich nicht geglaubt hatte, dass dieser Wettbewerb stattfinden kann, aber die Bahn wurde trotz des Regens immer besser.“
Vor der abschließenden Runde am 29. September im tschechischen Pardubice führt nun Maksym Drabik mit einem Punkt vor Bartosz Smektala und drei Zählern vor Max Fricke.
(Text: Gunnar Mörke | Foto: Frank Hedrich)
Ergebnis:
1. Bartosz Smektala (POL) 15, 2. Robert Lambert (GBR) 15, 3. Brady Kurtz (AUS) 18, 4. Kacper Woryna (POL) 11, 5. Max Fricke (AUS) 13, 6. Andreas Lyager (DEN) 11, 7. Maksym Drabik (POL) 10, 8. Dimitri Berge (FRA) 9, 9. Dominik Kubera (POL) 7, 10. Eduard Krcmar (CZE) 6, 11. Jack Holder (AUS) 6, 12. Alexander Woentin (SWE) 5, 13. Michael Härtel (GER) 4, 14. Jevgenijs Kostigovs (LAT) 4, 15. Patrick Hansen (DEN) 3, 16. Lukas Fienhage (GER) 1, 17. Dominik Möser (GER) 0
Gesamtwertung nach der 2. Runde:
1. Maksym Drabik 31, 2. Bartosz Smektala 30, 3. Max Fricke 28, 4. Robert Lambert 24, 5. Brady Kurtz 24, 6. Andreas Lyager 19, 7. Dominik Kubera 17, 8. Jack Holder 17, 9. Kacper Woryna 16, 10. Jevgenijs Kostigovs 15, 11. Dimitri Berge 14, 12. Eduard Krcmar 11, 13. Alexander Woentin 8, 14. Patrick Hansen 7, 15 Michael Härtel 4, 16. Lukas Fienhage 4, 17. Rafal Karczmarz 4, 18. Damian Drozdz 1, 19. Alex Zgardzinski 1, 20. Dominik Möser 0, 21. Lukas Baumann 0
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