Artem Laguta gewinnt SEC-Lauf in Güstrow - Kai Huckenbeck begeistert die Fans
Beeindruckt von der konstruktiven Zusammenarbeit mit dem ausrichtenden Verein, aber vor allem von der Begeisterungsfähigkeit des Güstrower Publikums zeigte sich einmal mehr die veranstaltende polnische Agentur One Sport. Für die gute Stimmung im Stadion sorgten die bestens aufgelegten Piloten, die mitreißenden und mutig ausgeführten Sport boten und insbesondere Kai Huckenbeck, der mit der Wild Card ausgestattet, seine Chance und seine Kenntnis des Güstrower Oval hervorragend für seinen Auftritt nutzte. Neben den Sportlern gab es noch einen Hauptdarsteller bei diesem großartigen Speedwayevent und das war die Bahn. Der Amerikaner Sam Ermolenko, Weltmeister von 1993, kommentierte für den englischsprachigen Fernsehsender Eurosport und war begeistert. „Hier gibt es immer verschiedene Linien und man weiß nie, welche am schnellsten ist. Die Positionen können in einem Lauf so schnell wechseln, dass man sich als Fahrer nie sicher sein kann. Ich kann mich noch gut an meine Rennen hier erinnern. Aber jetzt macht es so viel Spaß zu kommentieren, dabei schaue ich nie auf den Monitor sondern immer ins Stadion, weil so viel passiert.“
Und tatsächlich bot dieses Rennen jede Menge Action. Den Auftakt machte der Führende in der EM-Wertung, Vaclav Milik, der seinen ersten Lauf gewann, aber gleich danach rollte Kai Huckenbeck ans Band und siegte unter dem Jubeln in seinen ersten Heat. Bei seinem zweiten Auftritt kam ihm eindeutig die Bahnkenntnis entgegen, denn er konnte sich noch kurz vor Schluss auf den zweiten Rang nach vorn schieben. Nach einem weiteren zweiten Platz folgte ein Sieg und so war Kai Huckenbeck nach vier Durchgängen mit 10 Punkten der allein Führende in der Zwischenwertung. Andzej Lebedevs (Lettland) und Artem Laguta (Russland) folgten zu diesem Zeitpunkt mit je 9 Punkten dahinter. Während der Lette, der schon zu Pfingsten in Güstrow war, mit einem dritten Platz verhalten in das Rennen startete, zeigte der Russe, der erst am Tag vorher von einem Liga-Match aus Wladiwostok eingeflogen war, dass er über einen beeindruckenden Speed verfügt. Aber kein Fahrer kam mit Maximum durch, was einfach für die Ausgeglichenheit des Feldes spricht.
Im letzten Durchgang holte Kai Huckenbeck hinter Vaclav Milik, der damit seinen Einzug ins Race-Off sicherte, zwei wichtige Punkte. Allerdings konnten sowohl Laguta als auch Lebedevs ihre Läufe gewinnen und so hatten diese beiden als auch Huckenbeck nach Abschluss der 20 Punktläufe 12 Zähler auf dem Konto. Wäre an dieser Stelle das Rennen zu Ende gewesen, dann hätte Kai Huckebeck, wie schon im Vorjahr wieder auf dem Podest gestanden. Bei der Europameisterschaft gilt aber ein eigenes Reglement. Die beiden besten nach den 20 Läufen, und dies waren aufgrund der besseren Einzelplatzierungen Lebedevs und Laguta, qualifizieren sich sofort für das entscheidende Finale. Die Fahrer auf den Plätzen drei bis sechs müssen in einen zusätzlichen Lauf, das Race-Off. Hier konnte sich Kai Huckenbeck als Erste den Startplatz aussuchen und tatsächlich gelang es ihm anschließend auch von außen den Start zu gewinnen. In der ersten Kurve erwischte er dann eine griffige Stelle und landete sehr unsanft in den Airfence. Das Stadion fühlte sofort mit - der Traum vom Finale war vorbei. Später sagte er dazu: „Ich hätte sehr gern wieder auf dem Podest gestanden. Zum Glück habe ich mich nicht verletzt, aber die Enttäuschung ist doch sehr groß“. Das spürte auch das Publikum und bedankte sich bei ihm mit viel Applaus für seinen kämpferischen Auftritt.
So kam es im Finale zum Duell zwischen Andzej Lebedevs und Artem Laguta. Der Lette hatte zuerst den Startplatz gewählt und sich auch für die äußere Bahn entschieden. Er gewann den Start und hatte dann an der gleichen Stelle wie Huckebeck ein Problem, das er zwar meisterte, aber Laguta die Chance bot, vorbeizuziehen und sich den Sieg zu holen.
Mit dem zweiten Platz übernahm Lebedevs die Führung in der EM-Wertung. „Mir hat meine Erfahrung auf der Güstrower Bahn schon geholfen, aber jeder Tag ist anders und so wusste ich vorher nicht, ob ich hier so gut sein kann“, sagte der Lette, der sich derzeit wieder in bestechender Form präsentiert.
„Ich habe gute Erinnerungen an meinen letzten Auftritt hier, als ich mit meinem Bruder die Best Pairs gewann“, sagte der Sieger später, „nun freue ich mich natürlich hier wieder so erfolgreich gewesen zu sein.“ Vorher brachte er noch das strenge, vom Fernsehen diktierte Protokoll, in Verzug. Kurz bevor er als Sieger ausgerufen wurde, eilte er noch schnell ins Fahrerlager, um seinen kleinen Sohn zu holen. Gemeinsam stiegen sie dann aufs Podest und ließen sich mit einer perfekt inszenierten Umrahmung zum Abschluss eines beeindruckenden Speedwayevent von den 5000 Zuschauern feiern.
Ergebnis Runde II der Speedway Euro Championship:
1. Artem Laguta (RUS) 15 (3,3,1,2,3,3)
2. Andzejs Lebedews (LAV) 14 (1,3,3,2,3,2)
3. Krzysztof Kasprzak (POL) 11 (2,2,1,3,2,1)
4. Vaclav Milik (CZE) 10 (3,1,2,r,3,0)
5. Kai Huckenbeck (GER) 12 (3,2,2,3,2)
6. Mateusz Szczepaniak (POL) 10 (1,3,1,3,2)
7. Michael Jepsen Jensen (DEN) 9 (0,3,3,1,2)
8. Andrey Kudryashov (RUS) 9 (2,1,2,3,1)
9. Andreas Jonsson (SWE) 8 (1,0,3,1,3)
10. Przemysław Pawlicki (POL) 7 (2,2,3,ex,0)
11. Nicolai Klindt (DEN) 5 (3,0,2,0,0)
12. Kacper Gomólski (POL) 5 (0,2,0,2,1)
13. Kenneth Bjerre (DEN) 4 (2,1,0,0,1)
14. Leon Madsen (DEN) 3 (0,1,0,2,0)
15. Martin Smolinski (GER) 3 (0,0,1,1,1)
16. Mikkel Bech (DEN) 2 (1,ex,0,1,0)
17. Lukas Fienhage (GER)DNS
18. Mathias Bartz (GER) DNS
(Text: Gunnar Mörke | Fotos: Daniel Sievers, Frank Hedrich)
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